Interview mit „WAM’25“-Partnerin und Angel Investorin Katja Ruhnke

Katja Ruhnke ist Angel Investorin und hat gemeinsam mit ihrer Schwester Conny Höhrl die CK Venture Capital GmbH aufgebaut. Vor ihrem Einstieg in die Start-up Szene hat Katja Ruhnke viele Jahre als Musicaldarstellerin gearbeitet. In ihrem Buch „Female Money“ hat Katja Ruhnke die Rolle von Angel Investorinnen unter die Lupe genommen und ist überzeugt davon, dass Frauen in Zukunft eine viel bedeutendere Rolle als Investoren spielen werden. Deswegen ist die Unterstützerin der „Women Angels Mission ’25“ die perfekte Gesprächspartnerin für dieses Interview… 

Liebe Frau Ruhnke, Sie sind seit Kurzem bei Whyzzer und Upstrive investiert. Mögen Sie einmal erzählen, was deren Geschäftsideen sind, wie Sie auf sie aufmerksam wurden und wie Ihre Beteiligung aussieht?
Beide Beteiligungen sind EdTech Unternehmen, auch wenn sie in ganz unterschiedlichen Bereichen der Bildung zu Hause sind. Upstrive ist eine Wellbeing-App, die es Schüler*innen, Student*innen und Mitarbeiter*innen ermöglicht, eigene Gefühlslagen in einem geschützten Raum mitzuteilen, z.B. Vertrauenslehrer*innen, Klassenlehrer*innen oder auch Chef*in oder Abteilungsleiter*in, ohne dass man dem Druck der sozialen Medien ausgesetzt wäre. Besonders Lehrer*innen bekommen so wieder mehr emotionalen Zugang und ein Gefühl für ihre Schüler*innen, welche besonders in der Corona Zeit abhandengekommen sind.

Whyzzer hat es sich zur Mission gemacht, eine Social Media Plattform mit wertvollen Bildungsinhalten zu entwickeln. Sozusagen ein Instagram / TikTok für Erwachsene ohne die üblichen, zeitfressenden Katzenvideos. Spannend ist hier, dass die Gründer Hollywood Schauspielerin Kelly Rutherford als Mitgründerin an Bord holen konnten. Kreatoren z.B. aus dem Bereich Meeres- und Umweltschutz bietet die Plattform die Möglichkeit, unkompliziert mit ihren Followern in eigenen virtuellen Räumen in Kontakt zu treten. In Zukunft soll auch ein Tool zur einfachen Contenterstellung integriert werden.

Gibt es etwas, dass all‘ Ihre Start-ups verbindet – außer, dass sie Sie als Business Angel haben?
Alle Unternehmen haben die Mission, positive Veränderungen zu bewirken. Ansonsten sind wir schon sehr breit aufgestellt, das heißt, die Geschäftsfelder der Start-ups sind alle sehr unterschiedlich. Aber eines verbindet alle, es sind ausnahmslos wirkliche tolle Gründer*innen-Persönlichkeiten, die sich mit voller Leidenschaft für ihr Unternehmen einsetzen.

Wie ist die Zusammensetzung qua Geschlecht in „Ihren“ Start-ups und spielte die Zusammensetzung eine Rolle für Ihre Investitionsentscheidung?
Wir haben 14 Investments, davon haben 7 eine Gründerin im Team. Ich denke, das ist eine ganz gute Quote, wenn man sich die allgemeinen Statistiken anschaut und deutlich weniger Frauen gründen als Männer. Ich freue mich immer unglaublich, wenn ich Gründerinnen unterstützen kann, aber grundsätzlich gilt für uns: Wir investieren in Menschen und nicht in Geschlechter. Außerdem sind gerade die rein männlich besetzten Gründerteams für die Expertise und den Blickwinkel von Investorinnen besonders dankbar.

Wie ist denn grundsätzlich bei CK Ventures Ihr Fokus in diesem Zusammenhang? Sie engagieren sich ja als Partnerin in der „Women Angels Mission ‘25“, deren Ziel es ist, neben mehr weiblichen Angels auch mehr female Founders an den Start zu bekommen. Suchen Sie gezielt nach weiblichen Teams?  
Nein, wie gesagt suchen wir bei den Direktinvestments nicht gezielt nach Frauen, aber engagieren uns über unsere Investments hinaus für Female Founders z.B. durch Mentorings o.ä. Wir sind auch im Auxxo Fund von Bettine Schmitz und Dr. Gesa Mizcaika investiert, welcher ausschließlich in Start-ups mit einer Frau im Gründungsteam investiert. Zudem setzen wir uns vor allem für die Gewinnung neuer Investorinnen ein, denn Studien zeigen, dass Frauen gerne in Frauen investieren und somit hoffentlich endlich irgendwann der Gender Gap beim Fundraising geschlossen werden kann. Deshalb habe ich auch das Buch „Female Money“ geschrieben, um Frauen Mut zu machen, in Start-ups zu investieren.

Erfreulicherweise bildet sich unter den Female Angels zurzeit eine eigene Community heraus. Haben Sie auch den Eindruck, dass diese ein Stückweit unter sich bleibt?
Jein, Angel Investments wirken von außen oft wie ein elitärer Boys Club, in dem jedes Mitglied weiß, wie der Hase läuft. Deswegen ist es auch gut, dass es geschützte Räume für Frauen gibt, wo sie sich dem Thema erstmal nähern dürfen, ohne Angst zu haben, dass sie sich womöglich mit ihren Fragen lächerlich machen könnten. Aber ich kann den Eindruck des elitären Boy Clubs nicht teilen, im Gegenteil, meine Schwester und ich wurden stets mit offenen Armen empfangen, auch bei den männlichen Angels gibt es mehr oder weniger Erfahrene. Zukünftig wünsche ich mir mehr Durchmischung, denn der große Mehrwehrt entsteht nur durch gute Zusammenarbeit von beiden Geschlechtern. Leider bin ich aber auf einigen Konferenzen immer noch die einzige anwesende Investorin.

Wo sehen Sie grundsätzlich Gründe für den deutlich geringeren Anteil weiblicher Business Angels oder um es mit der Frage aus Ihrem Buch „Female Money“ zu sagen: „Warum gibt es eigentlich nicht mehr Investorinnen?
Erstens Sichtbarkeit, ich denke, viele Frauen, aber auch Männer, wissen gar nichts über Start-ups und schon gar nicht wie man in diese investiert. Kein Wunder, wenn schon Aktieninvestments bei uns in Deutschland immer noch nicht in der breiten Bevölkerung praktiziert werden. Damit wären wir auch schon bei zweitens, finanzielle Bildung, wir müssten schon viel, viel früher mit der finanziellen Bildung beginnen. Ich halte es für eine Schande, dass damit nicht schon ernsthaft in der Schule begonnen wird. Damit nimmt man den Menschen schon früh die Chancen, langfristig Vermögen aufzubauen. Wer schon in jungen Jahren z.B. in ETFs investiert hat, den werden später Start-up Investments auch nicht mehr schrecken. Und dann gibt es noch die ungleiche Vermögensverteilung zwischen Männern und Frauen, wodurch Frauen oft einfach weniger Kapital zur Verfügung haben.

Und wie hängt der ebenfalls deutlich geringere Anteil an Gründerinnen damit zusammen, bzw. gibt es für Sie eine davon unabhängige Erklärung?
Weniger Investorinnen bedeuten weniger Kapital für Gründerinnen, denn aufgrund  des Unconscious Bias investieren wir gerne in unser eigenes Geschlecht, das ist uns vertrauter und fühlt sich somit weniger risikoreich an. Gründerin zu sein, war meiner Ansicht nach bisher überhaupt kein greifbares Berufsbild für Frauen. Das ändert sich aber stetig, natürlich auch durch entsprechende Rolemodels.

Wo sehen Sie aktuell die größten Hürden für Investorinnen?
Ich sehe eigentlich keine Hürden speziell für Investorinnen, allgemein wird das Marktumfeld aktuell einfach schwieriger, aber das gilt ja für alle. Ich sehe eher auf die Gründerinnen noch mehr Hürden beim Fundraising zukommen, da jetzt alle Investoren besonders die Angels zurückhaltend bei Neuinvestments sind.

Wie finden Sie spannende neue Start-ups? Sind Sie über die Plattform „Woman Entrepreneurs Parcours“ (WEP) auf der Website der „Women Angels Mission ‘25“ schonmal auf neue Teams aufmerksam geworden?

Wir bekommen mittlerweile so viel Deal Flow über warme Intros, dass wir selber gar nicht mehr aktiv suchen müssen. Außerdem haben wir unser Portfolio aktuell geschlossen. Mehr als 14 Investments sind einfach nicht zu schaffen, zumal Conny und ich ja auch noch eigene Unternehmen führen und unsere Zeit begrenzt ist. Zum Beispiel eröffnen wir im November mit dem CK Workspace unseren ersten eigenen Coworking Space in Unterschleißheim (bei München), dort möchten wir GründerInnen einen physischen Ort bieten, um ihre Ideen zu entwickeln, aber auch, um mit Investor*innen in Kontakt zu kommen. Denn das haben wir mittlerweile gelernt, das Fundraising ist mit das Schwierigste beim Start-up Aufbau.

Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Zeit und alles Gute für Sie, Frau Ruhnke!