„Women Investing matters” – „Golden Aurora”– Gewinnerin Dr. Mariana Bozesan im BAND Interview

Vor einem Jahr wurde Dr. Mariana Bozesan, unter anderem Mitbegründerin und Geschäftsführerin der AQAL Capital GmbH und International Full Member im Club of Rome, auf dem BAND Business Angels Community Summit in Stuttgart als Europe’s Female Angel Investor of the year 2019 mit der von Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) und Business Angels Europe (BAE) verliehenen „Golden Aurora“ ausgezeichnet. Nach einem Jahr als „Europe’s Female Angel Investor of the year“ spricht Mariana Bozesan im BAND Interview über die Auszeichnung, Women Investing und globale Herausforderungen.

Frau Dr. Bozesan, die Verleihung der „Golden Aurora“ vor genau einem Jahr war nicht Ihre erste Auszeichnung. Wie ordnen Sie diese Ehrung ein?

Ich freue mich am meisten über die Außenwirkung für Frauen insgesamt. Für mich persönlich ist es natürlich schön, eine Bestätigung zu bekommen, aber die Auszeichnung habe ich ja für etwas erhalten, das ich schon immer gemacht habe und sich dementsprechend normal anfühlt. Unabhängig davon begrüße ich sehr, dass BAND Frauen im Investmentbereich unterstützt und Frauen auszeichnet in einer Welt, die früher ausschließlich den Männern vorbehalten war. Indem die Erfolge der Frauen auch aus Männersicht sichtbar gemacht werden, ändert sich das Bewusstsein und damit unsere Zukunft.

Die „Golden Aurora“ ist eine speziell an weibliche Business Angels vergebene Auszeichnung. Sehen Sie sich in dieser Hinsicht als Vorreiterin, Aushängeschild oder dergleichen?

Ich unterstütze schon seit Jahrzehnten Frauen Initiativen, unter anderem den Equality Moonshot mit der UN. Ich habe Frauen aber meistens eher als „Trojanisches Pferd“ gefördert, weil ich verhindern wollte, dass Männer sich aus unerfindlichen Gründen bedroht fühlen, was im Business sehr oft der Fall ist. Um ehrlich zu sein, nutze ich die Auszeichnung, denn sie ist wichtig vor allem für die anderen und für die äußere Wahrnehmung. Insofern gibt mir die „Golden Aurora“ die Kredibilität, um über die wichtigen Themen, die die Zukunft aller Menschen auf diesem Planeten betreffen, zu sprechen und dafür ist sie außerordentlich wichtig. Die Aufmerksamkeit dafür nutze ich gerne.

BAND hat in diesem Jahr das „Women Business Angel Year 2020“ ausgerufen, um mehr Frauen als Business Angels zu gewinnen. Wo sehen Sie die Gründe für den geringen Anteil weiblicher Business Angels und was sind aktuell die größten Hürden für Investorinnen?  

In diesem Zusammenhang geht es ganz klar um die Notwendigkeit des Bewusstseinwandels in unserer Gesellschaft. Frauen glauben einerseits selbst, bestimmte Dinge, wie z.B. Investieren, nicht gut zu können und andererseits wird ihnen dies auch von der Gesellschaft leider nach wie vor eingeredet. Indem wir diesen Blödsinn glauben, machen wir Frauen uns selbst klein und die Gesellschaft spiegelt das wider. Transformation fängt immer mit einem selbst an. Außerdem hat das viel mit der Kultur und der daraus resultierenden sozialen Infrastruktur zu tun. Wie kann es denn zum Beispiel sein, dass ich als Frau meinen Beruf nicht ausüben kann, weil ich kaum Betreuung für mein Kind finde? Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie schwierig es ist, mit Kind meinen Beruf auszuüben, denn es wird, aus meiner Sicht, viel zu oft den Frauen allein überlassen. Die Gesellschaft beteiligt sich zu wenig daran, was dazu führt, dass es zu wenig Frauen in Führungspositionen gibt; auf jede Frau kommen drei Männer. Ich habe dieses Problem nur dadurch überwinden können, dass ich meine Eltern hinzuzog und mich selbstständig machte. Mein Motto ist, dass jeder Mensch ein Investor ist, denn wir investieren unsere Zeit, unsere Weisheit, Kaufkraft und unsere Talente in unsere Taten. Insofern sage ich voller Überzeugung „Women Investing matters“ und freue mich gleichzeitig sehr, dass es scheinbar eine neue Offenheit in der männlichen Domäne gibt, da erkannt wird, welchen Wert Frauen an den Tisch bringen.

Gibt es aus Ihrer Sicht eigentlich einen (sichtbaren) Unterschied, wie Männer und Frauen investieren?

Mir fällt es schwer, eine Trennung vorzunehmen, weil ich es persönlich gar nicht anders kenne als gemeinsam. Über die letzten 30 Jahre beim gemeinsamen Investieren mit meinem Mann habe ich gesehen, wie wichtig beide Seiten sind und dass Männer und Frauen gemeinsam schlicht erfolgreicher sind als jeder einzelne von uns getrennt. Männer schauen in eine andere Richtung als Frauen und das ist genau richtig so. Bei einem erfolgreichen Investment ist das richtige Timing zum Beispiel genauso wichtig wie das Team. Und ich glaube, dass Männer eher gutes Timing erwischen, Frauen sich aber für das Wohl eines Unternehmens in puncto Teamverständnis und Persönlichkeitsentwicklung einsetzen. Daher möchte ich betonen, dass es mir nicht darum geht zu sagen, dass Männer besser als Frauen sind oder umgekehrt – das ist absurd. Vielmehr geht es mir darum, auf die Energie hinzuweisen, die Männer wie Frauen besitzen und viel mehr zum gemeinsamen Wohl einbringen sollten.

Frau Dr. Bozesan, eine banal wirkende Frage, die seit dem März 2020 jedoch eine andere ist – Wie geht es Ihnen? Und wie sind Sie bis dahin als Unternehmerin durch die Corona Krise gekommen?

Vielen Dank der Nachfrage. Mir persönlich geht es sehr gut, denn ich habe mein Buch, das unsere Investmentgeheimnisse preisgibt, fertiggestellt. Und businessmäßig hat sich Gott sei Dank überhaupt nichts geändert, außer natürlich, dass ich die Personen, die ich ansonsten regelmäßig treffe, leider zurzeit nicht persönlich treffen kann. Unseren Portfoliounternehmen geht es ebenfalls gut, denn es gibt aktuell sehr viel Kapital, das untergebracht werden will. Ich glaube, wenn die Leute zurzeit das Gefühl haben, dass es nicht gut läuft, hat das vor allem viel mit Angst zu tun, mit Angst vor der Zukunft, Angst vor seiner eigenen Größe, und nicht so viel mit der Realität da draußen. In Zeiten der Krisen entstehen die besten Unternehmen.

Spannenderweise habe ich bereits seit Mitte der Neunziger Jahre genau derartige globale Themen adressiert. Ich finde es furchtbar, dass wir in der Corona Krise global gesehen nicht in der Lage sind, das besser zu lösen, andererseits bin ich dankbar, dass wir in Deutschland eine Regierung haben, die uns gut da durchgeführt hat und dass wir in Deutschland, aber auch in Europa, alles tun, um das in den Griff zu bekommen. Was mich persönlich traurig macht, ist, dass wir wieder nichts daraus gelernt haben und zum „Business as usual“ Szenario zurückkehren. Denn, wie die Finanzkrise von 2008, hat die Corona Krise uns gezeigt, dass wir dieselben Probleme haben wie damals. Nun tun wir dasselbe, nämlich Geld drucken und in marode Organisationen stecken, in der Hoffnung ein anderes Ergebnis zu bekommen. Ich gebe aber nicht auf, denn wir können mit Kapital die Welt verändern und ich tue alles, um meinen kleinen Beitrag zu leisten, durch early-stage Investing. Mein neues Buch, Integral Investing, das bei Amazon verfügbar ist, beschreibt genau wie.

Im Rahmen Ihrer Nominierung im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass z.B. NDC Data Centers* Sie vorschlugen, weil Sie die Wichtigkeit des Unternehmens in puncto Nachhaltigkeit sofort erkannt haben. Können Sie einmal kurz beschreiben was AQAL vor diesem Hintergrund ausmacht?

Wir müssen das „Betriebssystem der Erde“ wieder dorthin zurückbringen, wo es uns gut unterstützen kann. Wenn wir eine bessere Welt hinterlassen wollen, als wir vorgefunden haben, und wir sind auf dem besten Wege uns selbst zu zerstören, dann ist das nur dann möglich, wenn das Bewusstsein sich verändert und zwar im Hinblick auf die Grand Global Challenges wie den Klimawandel, ethische KI und dergleichen. Ein Beispiel: Als Informatikerin wusste ich bereits seit Mitte der 1990er Jahre, dass die Ära der Digitalisierung begonnen hatte. Das Rückgrat der Digitalisierung sind nun einmal Rechenzentren. Diese verbrauchen aber massiv Energie und deren Bau sind CO2-Schleudern. Als wir vor vier Jahren in NDC Datacenters investiert haben, taten wir es, weil wir die Gelegenheit sahen, beweisen zu können, wie man erstens Technologie einsetzen kann, um vor dem Hintergrund eines deutlich niedrigeren Energieverbrauchs (>50%) die Digitalisierung voranzutreiben und zweitens, wie man mit nachhaltigen Immobilieninvestments, die Welt (positiv) verändern kann.    

Herzlichen Dank, Frau Dr. Bozesan, dass Sie sich die Zeit genommen haben und alles Gute für Sie!


* NDC plant, baut, und verwaltet innovative und hocheffiziente Rechenzentren. Das Unternehmen realisiert den kostengünstigen und nachhaltigen Bau und Betrieb der Rechenzentren und spart Energiekosten durch eine patentierte Wasserkühlungslösung.